Die Urkunde im Turmknauf der Klosterkirche zu Amt Dambecker


Niedergeschrieben durch Bischof i.R. D.Ludolf Müller am 21. Oktober 1956

Nachfolgendes Dokument besteht im Original aus drei Blättern im Format A3 und wurde quer in Druckschrift zu je drei Spalten beschrieben.
Frau Müller/Klostermühle Dambeck stellte mir die Kopie zur Abschrift zur Verfügung.
Die Spaltenaufteilung wurde zu Gunsten der vorliegenden Aufteilung geändert, sonst wortwörtliche Abschrift.Bei Restaurierungsarbeiten am .... wurden diese vorliegenden Dokumente dem Turmknopf entnommen.
Die Originale befinden sich in ............
Apenburg, d. 21.7.2002 Andreas Schwieger

IM NAMEN DES VATERS UND DES SOHNES UND DES HEILIGEN GEISTES

Fast 50 Jahre sind es her, dass ich vom Evangelischen Konsistorium in Magdeburg den Auftrag bekam, als Provinzialvikar vom 1.Mai 1908 an nach Dambeck zu gehen, zur Unterstützung des erkrankten Pfarrers Nay. Als Pfarrer Nay wenige Monate später heimging, berief das Partonat der Pfarrstelle, das Provinzialschulkollegium in Berlin (für das Joachimtalsche Gymnasium) mich zum Pfarrer von Dambeck und Amt Dambeck. Am 28. März 1909 wurde ich als solcher von SuperintendentScholz in Salzwedel eingeführt. Ich habe dieses Amt bis zum Januar 1917 innegehabt. Da ich für heimatkundliche Dinge von früh an lebhaftes Interesse hatte, habe ich mich damals schon um dieGeschichte der Gemeinde bemüht. Und nun bittet mich, der ich nun bereits im Ruhestand lebe, diejetztige Inhaberin der Pfarrstelle, Frau Vikarin Gertrud Rieseberg, die Urkunde über diese Geschichte niederzuschreiben, die nach der Wiederherstellung der Klosterkirche zu Amt Dambeck imTurmknopf niedergelegt werden soll. Ich soll, so lautet mein Auftrag, alles schreiben, sowohl vonder Geschichte des Klosters Amt Dambeck, als auch von Ihrem Bruder und Pastor Nay und besonders von Ihrer Pfarrzeit und der Neueinweihung durch Sie.
Das kann ich nun nicht in der Form einer richtigen Urkunde tun, sondern in der Form einerschlichten Erzählung will ich sagen, was mir Bemerkenswertes aus früherer Geschichte des Klostersund aus dem persönlichen Leben der letzten 50 Jahre bekannt ist.
DIE FRÜHESTEN NACHRICHTEN entnehme ich dem Werk: Das Geschlecht von der Schulenburg von Dr. Georg Schmidt (1908). Nach dem ältesten geschichtlichen Werk über die Altmark v. Entzelt ist das Kloster 1244 als Benediktinerinnen-Kloster vom Grafen Dannenberg gestiftet. Urkundlich wird es zuerst 1283 erwähnt. Das Leben der Insassinnen, die wohl meist den altmärkischen und angrenzenden Adelsgeschlechtern entstammten, und nach der Regel des heiligen Benediktus ihren Frömmigkeitsübungen nachgingen, wird in stiller Beschaulichkeit dahingegangen sein. Wir wissendarüber nichts, auch nichts darüber, wie stark das Kloster das kirchliche Leben der umliegendenDörfer beeinflusste.
ALS DIE REFORMATION KAM wurde auch Kloster Dambeck säkularisiert. Der Kurfürst Joachim II vonBrandenburg überliess, wie er es auch mit anderen Klostern machte, Kloster Dambeck der Familievon der Schulenburg, die an den Kurfürsten grosse Schuldforderungen hatte. Levin I v.d.Schulenburg erhielt das Kloster am 12.November 1542 eingeraümt. Obgleich die Insassinnen desKlosters sich zur lutherischen Lehre bekannten, blieb doch alles in der alten Verfassung, nichtallein, daß die Klosterjungfrauen im Kloster weiter wohnten, es wurden auch Novizen aufgenommen.Noch 1619 ist die Rede von neuen Einkleidungen. Der Pfandbesitzer trat also nur an die Stelle des früheren weltlichen Propstes und führte die Verwaltung der Klostergüter im wesentlichenfreilich zu seinem eigenen Nutzen. Wieviel er zum Unterhalt der Klosterjungfrauen beizusteuernhatte, ist unbekannt.
ALS LEVIN V.D.SCHULENBURG 1569 starb, überließ der Kurfürst seinen Söhnen das Kloster auf weitere60 Jahre, also bis 1629, d.h. bis z uder Zeit, in der der 30 jährige Krieg schon 11 Jahre wütete.Der letzte Schulenburg Lippold, der in Dambeck lebte, verließ 1626 das Kloster und überließ seinem Schicksal. Die Klosterjungfrauen schutzlos schwersten Bedrückungen durch die kaiserlicheBesatzung ausgesetzt. Lippold v.d. Schulenburg wandte sich an den Kurfürsten mit der Bitte, ihmdas Kloster wieder abzunehmen. Viele dem Kloster gehörigen Höfe waren wüst geworden, ja ganzeDörfer waren von den Einwohnern verlassen, die Pächte kamen nicht mehr ein, die Forste warenverwüstet, die dem Kloster auferlegten Kontributionen, die zuerst durch die Schmucksachen derKlosterjungfrauen bezahlt wurden, konnten nicht mehr entrichtet werden.
ERST NACH DEM REGIERUNGSANTRITT des großen Kurfürsten kam am 15.3.1644 ein Vergleich zwischendem Kurfürsten und dem Erben Levins v.d. Schulenburg zustande, in dem die Forderungen der Gläubiger v 21629 Gulden mit 4000 Reichsthalern abgegolten wurde. Die letzte Klosterjungfrau vonDambeck starb 1645.
DER KURFÜRST HATTE NUN die Absicht, die im Kriege verwüstete Fürstenschule Joachimsthal in derUckermarck nach Dambeck zu verlegen. Daraus ist nichts geworden. Wohl aber ging Kloster Dambeckmit allen seinen Besitzungen in den Besitz des Joachimthalschen Gymnasiums über und ist wohl bis1945, also 300 Jahre im Besitz der Schule geblieben. Mit diesem Besitz aber war das Patronat überdie Pfarrstelle Dambeck und einer Anzahl anderer altmärkischer Pfarrstellen verbunden.>BR>
Und nun will ich versuchen, etwas über die Pfarrstellen in Dambeck und ihre Inhaber zu erzählen.
DIE PFARRSTELLE zu der neben dem Kloster wohl immer das Dorf Dambeck gehört hat, hat zunächstin Amt Dambeck gelegen. Das war natürlich, da ja sicher für das Kloster seit Alters ein Priestersein mußte. Daß auch später, als die Pfarrstelle schon nach Dambeck verlegt war, Amt Dambeckals die eigentliche Mutterkirche angesehen wurde, ergibt sich daraus, daß bis in die Mitte des19. Jahrhunderts die Einführung des neuen Pfarrers in der Klosterkirche stattfand. Erst 1702wurde vom Schuldirektorium die Erlaubnis gegeben. die Pfarre nach Dorf Dambeck zu verlegen. Esscheint so, als ob damals das Pfarrgebäude auf dem Klosterhof abgerissen und im Dorf Dambeck wieder aufgebaut ist. Im März 1705 war die Pfarre ganz im Dorf.
AUSSER AMT UND DORF DAMBECK gehörte noch Mahlsdorf zur Parochie. Es scheint, als ob dieses Dorf,dessen Pfarrhaus wohl im 30 jährigen Krieg zerstört ist, etwa 1669 zu Dambeck geschlagen ist.1686 beschwerte sich der Pfarrer Seidel in Stappenbeck darüber, Mahlsdorf habe immer zuStappenbeck gehört. Eine Eingabe der Gemeinde Mahlsdorf unterstützte ihn dabei. Dies Eingabensind wohl ohne Erfolg geblieben. Nach meiner Erinnerung ist Mahlsdorf erst Mitte des 19. Jahrhunderts zu Stappenbeck gelegt.
Aus den Akten konnte ich folgende Pfarrer von Amt Dambeck und Dambeck feststellen:

JOACHIM HOLTHUSEN etwa 1660 - 1667. Zu seiner Zeit kam Mahlsdorf zu Dambeck. Nach seinem Tode soll der Bewerber bevorzugt werden, der sich bereit erklärt, seine Tochter zu ehelichen.

ANTONIUS NEFF 1668 - 1685
KÄMMERICH 1685 - 1689
JOHNE GEORG NOTTEL 1691 - ? unter ihm wird die Pfarre nach Dorf Dambeck verlegt.
GEORG MICHAEL HIRSCHFELD
bisher Feldprediger beim Wartenslebenschen Regiment. Gegen seineAmtsführung, besonders auch seine liturgischen Neuerungen wird macherleit Klage geführt.
JOHANN CHRISTOPH MIETHE bisher Pfarrer von Heiligenfelde. 1719 - 1744
JOHANN ERICH LUDWIG MIETHE des vorigen Sohn 1744 - 1765 (hinterläßt 3 unmündige Kinder, davon2 taubstumm)
FRIEDRICH CHRISTIAN REIMMANN vorher Pfarrer in Henningen 1765 - 1792 (sieben Kinder).
KARL HEINRICH SCHMIDT vorher Pfarrer in Alten Salzwedel 1793 - ?
ZIMMERMANN von wann ab ? Verstorben 1848, 43 Jahre alt. Nach seinem Tode präsentierte dasPatronat den Conrektor: MANGER in Luckenwalde. Die Gemeinde lehne ihn ab, sie wollte den Candidaten Solbring, der Hauslehrer in Amt Dambeck war, zum Pfarrer. Der Streit dauerte 1 1/2Jahre. Selbst an den König wurde eine Eingabe gerichtet. Am 6.1.1850 wurde Manger eingeführt,in einem Visitationsbescheid von 1852 hieß es, Manger lebe mit der Gemeinde in gutem Einvernehmen. 1859 ging Manger als Pfarrer nach Immekath.
NAUHHAUS bisher Rektor in Havelberg 1859 - 73 geht 1873 nach Garlipp
FRIEDRICH WILHELM NAY beboren in Jatznik am 24. Nov. 1829 Er wurde zunächst Apotheker, ging nach5 jähriger Tätigkeit als solcher noch wieder aufs Gymnasium, war zuletzt Rektor und Diakonus inBärwalde, dann in Cremmen, wurde dann am 1.Juli 1874 Pfarrer von Dambeck. Im März 1908 wurde erzum 1.10.1908 in den Ruhestand versetzt, starb aber schon am 30. Juli 1908.
LUDOLF MÜLLER geboren am 8. Okt.1882 als Sohn des Superintendenten Julius Müller in Kalbe (Milde). Erste Stellung im kirchlichen Dienst am 1. Mai 1908 als Provinzialvikar in Dambeck.Am 28. März 1908 als Pfarrer von Dambeck eingeführt. Die Kirchenältesten von Amt Dambeck warenzu seiner Zeit der Gastwirt Johann Rohde, ein eigengeprägter, weithin bekannter und geschätzterMann, und Mühlenbesitzer Schulz, als ehemaliger 7. Kürassier beim Todesritt vin Mars la tourbeteiligt. 1912 und 1914 sind sie gestorben. Rimpan war damals Pächter des Amtes, der Taufsteinin der Kirche zu Amt Dambeck ist von ihm anläßlich der Taufe seiner 2. Tochter geschenkt.
Ludolf Müller ging im 2. Kriegsjahr, im Nov. 1915 als Feldprediger nach Polen, verwaltete zugleich die Zivilgemeinde Sieje in Polen und wurde 1916 zum Pfarrer in Westpreußen in Schönsee gewählt. Er hielt am 4. Februar 1917 seine Abschiedspredigt in Dambeck und trat am 1.April seinAmt in Schönsee an. 1920 kam Westpreußen zu Polen, im Nov. 21 wurde er aus Polen ausgewiesen,war dann Pfarrer in Dingelstadt (1927 - 47) und von 1947 - 1955 Bischof in Magdeburg. Eine seinerletzen Amtshandlungen als Bischof war die Neueinweihung der wiederhergestellten Kirche zu AmtDambeck am 28.August 1955. Die Predigt des Tages stand unter dem 138 Psalm: "Ich will anbeten zudeinem heiligen Tempel und deinem Namen danken für seine Güte und Treue."
FRIEDRICH MÜLLER der Bruder des vorigen von 1918 - 1951. Er war geboren am 7.1.1877 in Kalbe (Milde), war von 1905 bis 1918 Pfarrer von Immekath.
Durch den unglücklichen Ausgang des 2. Weltkrieges ging die tiefgreifende Änderung in der Struktur in der Gemeinde Dambeck vor sich. Das gilt vor allem für das Dorf Dambeck, wo die meisten alten Bauernfamilien den wirtschaftlichen Druck nicht mehr ertragen konnten und ihreHöfe verließen. Das geschah im Jahre 1953.
Nicht so galt es für Amt Dambeck, wo zwar das Gut nun nicht mehr Pachtgut war, sondern in einsogenanntes, Volkseigenes Gut umgewandelt wurde. Die beiden selbständigen Besitzer, der GastwirtMartin Rohde und der Mühlenbesitzer Walter Schulz, die Söhne der vorgenannten Ältesten, konntensich halten. Sie haben vor allem dazu beigetragen, daß das kirchliche Leben in Amt Dambeck nichtzum erliegen kam.
IN DEN LETZTEN TAGEN des Weltkrieges im April 1945, wurde die Jeetzebrücke bei Amt Dambeck gesprengt. Die Explosion hatte weitgehende Folgen für die Klosterkirche. Die schweren Schädenmachten sie für die Abhaltung von Gottesdienstenunbrauchbar. Das Alter von Pfarrer Friedrich Müller war wohl die Ursache, daß die Kirche nicht wieder hergerichtet wurde, sondern weiterzerfiel, zumal sie durch die Zerstörung von Fenster und Türen jedermann zugänglich war.
Pfarrer Friedrich Müller starb am 17. Oktober 1951. Während seiner Amtszeit wurde übrigens die Gemeinde Brewitz mit Sinau und Ziethnitz, sowie Kricheldorf, die bisher vom Perver verwaltetwaren, dauerhaft mit Dambeck verbunden.
Jetzt ist in Dambeck Frau Vikarin GERTRUD RIESEBERG tätig. Sie ist 1899 in Werningsleben alsTochter des Pfarrers Rieseberg (später Mehmke) geboren, wurde nach längerer Tätigkeit in der ev. Frauenhilfe der Prov. Sachsen als eine der ersten Frauen 1949 ordiniert, und verwaltet seit1952 die Pfarrstelle Dambeck. Ihrer Initiative ist es zu verdanken, daß die Kirche in Amt Dambeck wiederhergestellt wurde, am 28.8.1955 neu geweiht werden durfte.
WENN IN DIESEN TAGEN im November 1956 die Anbringung des Turmknopfes auf dem Kirchturm von AmtDambeck die völlige Wiederherstellung der Kirche bezeugt, dann können wir nur mit den Wortendes Königs Salomo im Weihegebet des Tempels zu Jerusalem beten:"Laß deine Augen offen stehenüber dies Haus Tag und Nacht, über die Stätte davon du gesagt hast:Mein Name soll da sein."(1.Kön.8,29)
Dieser Bericht über 7 Jahrhunderte wechselnder Schicksale, vieler vieler Menschen die kamen und gingen, sei geschlossen mit dem Bekenntnis:
JESUS CHRISTUS GESTERN UND HEUTE UND DERSELBE AUCH IN EWIGKEIT

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Der Gemeinderat der Klosterkirche im Jahre 1956
Martin Rohde, Klosterkrug
Walter Schulz, Klostermühle
Otto Schulze
Frau Anna Götte
Vikarin Rieseberg, Vorsitzende


Der Turmknauf und die Wetterfahne der Klosterkirche von Amt Dambeck wurden durch Schüsse beschädigt und vom Turm heruntergebrochen am Ende des Krieges 1939 - 1945
Die beiden Kupferplatten für die Erneuerung des Knaufes spendete Oberstudienrätin Kraack-Hannoverund das Ev. Hilfswerk unserer Patenkirche Hessen.

Die gute Handwerksarbeit am neuen Turmknauf und der neuen Wetterfahne wurde in Salzwedel getandurch Klempnermeister Emil Voigt, Kupferschmied Karl Bohlm, und Dachdeckermeister JohannesHustmann und Karl Günther Kraft von der Firma Reinhard Zipperling.

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