Chüdener Wehrkirche beschützt die Mondsichelmadonna / Fensterlöcher
erst später aus der Mauer gebrochen
Groß Chüden. Die großen Fenster der Chüdener Feldsteinkirche,
die erst in späteren Jahren hersusgebrochen wurden, erwecken heute den
Eindruck, als wäre dieses Bauwerk nicht als Wehrkirche errichtet worden.
Doch wie die meisten Kirchen der Altmark entstand auch sie zwischen dem 12.
und 13. Jahrhundert. Der asymetrisch vorgesetzte Turm, dessen rund zwei Meter
über den Erdboden liegender kleiner Einstieg noch heute seine einstige
wehrhafte Bedeutung offenbart, entstand aber erst im 15. Jahrhundert. Aus dieser
Zeit stammt auch der Schnitzaltar, auf den beim Betreten der Kirche sofort der
Blick fällt. Im Schrein dieses spätgotischen Altars befindet sich
eine Madonna, umgeben von einem Strahlenkranz und auf einer Mondsichel stehend.
Als Mondsichelmadonna fand dieses Motiv seinen Einzug in die wichtigsten Typen
der Madonnendarstellungen.
Nach den fünf Motiven (die stehende Gottesmutter mit dem Kind vor der Brust;
das Halbfigurenbild der Madonna, die das Kind an die Wange drückt; die
thronende Maria, mit dem Kind auf dem Schoß; die stehenden Gottesmutter
mit dem segnenden Kind auf dem Arm), die bis zum 12. Jahrhundert die Madonnendarstellungen
beherrschten, erschien im 13. Jahrhundert ein neues Motiv, die Schutzmantelmadonna.
Ihr folgte im 14. Jahrhundert die auch in Chüden zu bewundernde Mondsichelmadonna.
Die Madonna im Rosenhag (der als Sinnbild für ihre Jungfräulichkeit
gilt) folgte. Später im Barock wurde dann die die meist von Wolken getragene
"Immaculta" dargestellt.
16 Heilige, in zwei Reihen übereinander und wie die Madonna selbst unter
kunstvoll geschnitzten Baldachinen stehend, vervollständigen das Bild des
Chüdener Schnitzaltars.
In der Pedrella (dem Sockel des Altaraufsatzes) entdeckt man Maria mit Kind
und Josef sowie die Heiligen Drei Könige. Wie Pastor i.R. Martin Seifert
erläuterte, sind die Namen der 16 Heiligen bis heute noch nicht alle bekannt.
Selbst ein Restaurator aus Magdeburg, der sich während seiner Amtszeit
des Kunstwerkes annahm, konnte da nicht helfen. Zu viele von ihnen haben die
Gewänder des 15. Jahrhunderts, der Entstehungszeit des Altras, erhalten.
Für Kirchnehistoriker bietet sich damit noch ein reiches Betätigungsfeld.
Über dem Altarschrein befindet sich ein großes, hölzernes Kruzifix
aus dem 16. Jahrhundert. Altarschrein und Kruzifix entstammen wahrscheinlich
einer Salzwedeler Werkstatt. Ihr Name, wie auch die Namen der Künstler,
sind nicht überliefert. Die somit Namenlosen haben aber mit dem Chüdener
Schnitzaltar ein Kunstwerk geschaffen, das sehenswert ist.