Die Feldsteinkirche von Kraatz

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Von Paul Meitz, Binde im September 1996
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Die Kraatzer Feldsteinkirche ist vom Verfall bedroht / Dorferneuerung als Hoffnungsschimmer

Die Kirchengemeinde hofft auf rettendes Wunder


Kraatz. Nach rund 500 jährigem Bestehen ist die Feldsteinkirche des Dorfes Kraatz jetzt akut vom Verfall bedroht. Das Dach vom Turm und Kirchenschiff ist an vielen Stellen undicht. Ungehindert dringt hier der Regen in das Gebälk und hat schon sichtbare Spuren der Zerstörung hinterlassen. Ein breiter Riß in der Kirchenwand gibt den Blick nach draußen frei.
Doch noch hofft die aus rund 30 Personen bestehende Kirchengemeinde auf ein rettendes Wunder. Vielleicht bringt es ja die Dorferneuerung, die für den Ort Kraatz für 1997 angekündigt ist. Rund 100.00 Mark schätzen Optimisten für die nötigen Arbeiten ein, während die Schätzungen der Realisten sich an der Grenze einer halben Million bewegen. Wer auch immer Recht hat, ist zur Zeit aber unbedeutend, denn den nötigen Eigenanteil zur Dorferneuerung kann die Gemeinde nicht aufbringen. Die Kirchenkasse ist leer.
Das einst als Wehrkirche errichtete Bauwerk, über dessen Entstehung keinerlei Unterlagen vorhanden sind, kann dem 15. Jahrhundert zugeordnet werden. In diesem Zeitraum erfolgte ja in der Altmark eine zweite Welle des Kirchenbaues. Meist handelte es sich dabei um turmlose, kapellenartige Bauten. Vorrangig wurden dabei Feldsteine als Baumaterial verwandt. Ecken, Fenster- und Türrahmen wurden aber, im Gegensatz zu den im 12. und 13. Jahrhundert ausgeführten Bauten, schon in Backsteinbauweise ausgeführt. Erst in späteren Jahren erhielten diese Kirchen ihren Turm. Er stand entweder separat neben der Kirche, oder wie in Kraatz als Dachreiter auf dem Schiff.
Viele dieser, heute oft als Bauernkirchen bezeichneten Bauwerke, haben im Inneren eine recht rustikale Ausstattung. Diese geht, wie auch in Kraatz, meist auf das 17. Jahrhundert zurück. So weist die älteste Inschrift die Jahreszahl 1673 auf. Ein Asmus Wichmann hatte in diesem Jahr die Empore errichten lassen.

Taufe 1987 war die letzte Veranstaltung

Aufzeichnungen über die sicherlich bewegte Vergangenheit dieser Kirche sind nicht mehr vorhanden. So kann auch der Kirchenälteste Otto Schultze nur aus der jüngsten Vergangenheit berichten. Danach erlebte die Kraatzer Kirche in den Jahren 1976 bis 1990 ihren stärksten Zuspruch. Es lag aber nicht an einer plötzlichen Frömmigkeit der Kraatzer, sondern nur an der Renovierung der Mutterkirche in Kläden. Deren Gemeinde wich nach Kraatz aus. Mit der Taufe seiner Enkelin im Jahre 1987 erlebt die Kirche ihre letzte Amtshandlung, so Schultze. Danach begann der Dornröschenschlaf. Auf den Prinzen aus diesem Märchen, der die Kraatzer Kirche wieder zu neuem Leben erweckt, hofft jetzt die ganze Gemeinde.

Ergänzung v. 15.März 1999

Kreuz und Kugel aus dem Jahr 1871 restauriert

Die Kraatzer Feldsteinkirche hat ihre Turmspitze wieder

Kraatz. Als 1987 nach der Taufe der Enkelin des Kraatzer Kirchenältesten Otto Schultze die Feldsteinkirche aus Gründen der Baufälligkeit geschlossen wurde, glaubten nur einige Optimisten an ihre Restaurierung. Aber auch sie wurden auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Zwölf Jahre vergingen, bis sie jetzt mit der neuen Turmspitze ihr Hoffen bestätigt sahen
Pastor Dr. Reinhard Simon wies in seinem Rückblick auf den stets festen Glauben der Kraatzer Gemeinde an die Kirche hin. Als Wehrkirche im 13. Jahrhundert errichtet, bot sie der Gemeinde Schutz. Wie viele Spuren beweisen, wurde an ihr in den folgenden Jahrhunderten immer wieder gebaut und restauriert. So erhielt sie ihren heutigen Fachwerkturm erst Jahrhunderte nach dem Kirchenbau. Genaue Daten sind darüber aber nicht bekannt.
Das Aufsetzen der ersten Turmspitze im Jahr 1871 wurde dagegen renau registriert. Die damalige Gemeinde begleitete die Arbeiten mit dem alten Lied: "Nun danket alle Gott ...". "Diesem alten Brauch folgend, wollen auch wir dieses Lied anstimmen", schloß Simon seine Rückschau.
Den beiden Dachdeckern, Günter Grulich und Lothar Winkelmann, fiel mit dem Aufsetzen der Turmspitze der schwierigste Teil zu. Bestaunt von den zahlreichen Zuschauern lösten sie diese Aufgabe aber mit Bravour.

Ergänzungen von Paul Meitz und Helga Räßler 20. Juni 2000

Kraatzer Kirche wieder zum Leben erweckt

Gäste aus nah und fern kamen zum Gottesdienst und Gespräch

Kraatz. Das Wunder, auf das die Kraatzer Kirchengemeinde seit 13 Jahren gehofft hat, ist mit der Einweihung ihrer Dorfkirche am Sonnabendnachmittag Wirklichkeit geworden. Der Besucherandrang war dabei so groß, dass die Kirche nicht alle Gäste fassen konnte. So erlebten viele den Einzug der Altargeräte, Kruzifix, Bibel und Leuchter, nur außerhalb der Kirche mit. Dank einer installierten Lautsprecheranlage konnten sie aber an der anschließenden Andacht teilnehmen.
Der Arendseer Kirchenchor und der Klädener Männergesangverein umrahmten den Freudentag musikalisch. Nach der Andacht entwickelte er sich zu einem wahren Volksfest.
Bei Kaffee und Kuchen wurde auf die wechselvolle Geschichte der Kraatzer Kirche hingewiesen. Im 15. Jahrhundert erbaut, erlebte sie mit der Schließung wegen Baufälligkeit im Jahre 1987 wohl ihre dunkelste Stunde. Der Kirchenälteste Otto Schultze erinnerte daran, das die Taufe seiner Enkelin damals die letzte Amtshandlung in der Kirche war.
Vorwiegend in Eigeninitiative hatten die Kraatzer und Klädener die Kirche auf Vordermann gebracht. Begonnen hatte Inge Westphal und Andy Wittstock, die im Rahmen einer AB-Maßnahme von Mai 1999 bis Januar 2000 saubermachten und sanierten. Handwerker, Helfer und viele Spenden halfen mit, die Deckenbalken, Kanzel, Hamonium, Bänke und Fußboden zu erneuern.


An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.

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Diese Seiten wurden von mir im Juni 2008 erstellt. Soweit der Text nicht von mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten Autoren, Vereine und Institutionen. Andreas Schwieger, Apenburg

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