Lübbarser Kirche hat eine bewegte Vergangenheit / 1540 erstmals erwähnt
/Glocke hängt seit 26 Jahren in eigenem Häuschen
Lübbars. Unter der wendischen Bezeichnung Lubars wurde der kleine, zur
damaligen Zeit 65 Einwohner zählende Ort erstmals 1375 erwähnt. Ob
zu dieser Zeit auch schon die Feldsteinkirche errichtet war, ist heute nicht
mehr festzustellen. Urkundlich taucht sie sie erstmals bei der vom Kurfürsten
Joachim II 1540 angeordneten Kirchenvisitation als Nebenstelle der Kerkauer
Kirche auf. Ein Pfarrer war damals nicht vorhanden. Ein Vikar namens Werner
Platow versah den Kirchendienst. Die Gemeinde Lübbars zahlte dafür
30 Scheffel Roggen jährlich.
Die 1583 bis 1598 in drei großen Wellen in der Altmark wütende Pest
machte auch vor der Kirchengemeinde Lübbars nicht Halt. Für Jahrzehnte
wurde es um das Gemeindeleben still. Erst im Jahre 1718 wird die Kirche wieder
erwähnt. Renovierungsarbeiten und umpfangreiche Umbauten waren angefallen
und mußten in der Stammgemeinde Kerkau abgerechnet werden.
Nur langsam wuchs die Bevölkerung und erreichte schließlich in der
Mitte des 19. Jahrhunderts mit 159 Einwohnenrn ihren höchsten Stand. Als
Folge wurde die Kirche zu klein. Abhilfe konnte nur noch der Bau einer Empore
schaffen. Unter dem Pfarrer Friedrich Wilhelm Stappenbeck war es dann auch endlich
so weit. Wie es ihm gelang, daß die Familie von dem Knesebeck, die das
Patronatsrecht ausübte und für den Großteil der Kosten aufkommen
mußte, ihre Zustimmung gab, ist leider nicht überliefert. Der Kreisbaumeister
Hartmann wurde mit den Arbeiten beauftragt, die 1883 zur Zufriedenheit aller
Beteiligten abgeschlossen wurden.
Zu jener Zeit war bei den Gottesdiensten der Zuspruch der Bevölkerung groß.
Wie sich der Kirchenälteste Werner Neuschulz noch heute erinnert, galt
noch bis zum Ersten Weltkrieg in der Gemeinde das ungeschriebene Gesetz, daß
mindestens eine Person von jeder Bauernfamilie und eine vom Gesinde am sonntäglichen
Kirchengang teilzunehmen hatte.
In der Zwischenzeit nagte der Zahn der Zeit auch am Kirchengebälk. Rechtzeitig
durchgeführte Reparaturarbeiten konnten aber größere Schäden
verhindern. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg fehlte es bald an Geld und Baumaterial.
Besonders der mit Schieferplatten verkleidete Kirchturm war davon betroffen.
Schnell wurden die Löcher größer. Der Regen fand fast überall
Eintritt. Alle Versuche einer Sanierung scheiterten am fehlenden Geld. Die Folge
war eine sich ständig vergrößernde Einsturzgefahr.
1970 begann sich der Turm zu neigen. Jetzt mußte gehandelt werden. Als
einziger Ausweg blieb nur der Abriß. Am 8. Mai 1971 versammelte sich die
Gemeinde zu dieser nicht ungefährlichen Arbeit. Die Glocke wurde abgeseilt
und anschließend der Turm in mühevoller Handarbeit abgetragen.
Doch was ist eine Kirche ohne Glocke ? Wer den Gedanken, den Glockenstuhl neben
der Kirche neu zu errichten und die Glocke daran aufzuhängen, zuerst hatte,
weiß heute niemand mehr. Er fand aber allgemeine Zustimmung. Sieben Tage
später, genau am 15. Mai 1971, war es geschafft. Die Glocke hing an ihrem
neuen Platz. Die Hoffnung, daß sie wie früher wieder von einem richtigen
Turm erschallt, ist aber bis heute noch in der Gemeinde lebendig.