Unser Dorf ist klein, so klein, daß wir es nur auf
wenigen Landkarten verzeichnet finden. Doch so klein es auch ist, es birgt einen
kostbaren Schatz, unser kleines Dorfkirchlein. Seit Jahrhunderten versammeln
sich dort die Nesenitzer Christen zum gemeinsamen
Hören auf Gottes Wort, zum gemeinsamen Gebet und zum gemeinsamen Lobpreis Gottes.
Hier ließen und lassen sie ihre Kinder taufen, Ihre Ehen einsegnen und gedenken
ihrer Entschlafenen in einem Trauergottesdienst. Um die Kirche herum erinnern
Grabsteine an die Entschlafenen.
Ihre erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre
1489. Danach wurde sie in diesem Jahr durch den Bischof von Hildesheim geweiht.
Das Weihkreuz in der Kirche könnte aus diesem Jahr stammen. Diese Urkunde darüber
wurde 1605 im Altar gefunden.
Über den Bau der Kirche liegen keine genauen Berichte
vor. Wie über ihr Schicksal im 30-jährigen Krieg, gibt es auch über ihre Entstehung
zwei verschiedene Meinungen. Diese werden in Bezug auf die Kirche allerdings
von Sachverständigen vertreten.
Die eine Meinung behauptet: Die Kirche sei ein gotischer
Bau, der vermutlich in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden sei. Diese
Meinung stützt sich wohl auf das alte, heute zugemauerte Portal mit seinem deutlich
erkennbaren mit Backsteinen ausgeführten Spitzbogen.. Auch zwei Glocken und
der Schnitzaltar stammen aus dem 16. Jahrhundert, genauer gesagt aus der ersten
Hälfte des Jahrhunderts. Auch der Taufstein dürfte aus dieser Zeit stammen.
Das Hauptargument ist aber die zu Beginn erwähnte Urkunde.
Die andere Meinung vermutet bei dieser urkundlichen
Erwähnung eine Neueinweihung nach einer Generalrenovierung, bei der die Glocken
und der Schnitzaltar angeschafft, der Taufstein erneuert und die alte Tür durch
das Portal ersetzt worden sei. Sie steht auf dem Standpunkt, daß die Kirche
aus dem 13. Jahrhundert stamme. Sie stützt sich dabei auf die Bauart der Wände.
Diese Art die Feldsteine zu vermauern gehöre dem 13. Jahrhundert an. Auch seien
die heute vermauerten Fenster in der Ostgiebelseite eindeutig mit flachen Rundbögen
gebaut worden, was auf die vorgotische Zeit schließen lasse. Auch sei das gotische
Portal für die Wand zu groß, als das es das ursprüngliche gewesen sei. In der
Zeit zwischen 1150 1300 sind in der Altmark etwa 400 Kirchen in diesem Stil
gebaut worden.
Doch verlassen wir den Streit über die Entstehungszeit
unserer Kirche. Unbestritten steht fest, daß unsere Kirche um 1500 dort stand
wo sie heute steht. Sie war als Kapelle mit kleinen Fenstern gebaut worden und
hatte keinen Turm. Es wird vermutet, daß das Dach am Ostgiebel vorgezogen war.
Dort haben sich vermutlich die beiden Glocken freihängend befunden.
Wenn die Nachricht von dem Auffinden der Urkunde im
Jahre 1605 den Tatsachen entspricht, dann muß in diesem Jahr eine Renovierung
größeren Umfanges statt gefunden haben.
Bei unserer diesjährigen Renovierung wurde an der Ostgiebelwand
die Jahreszahl 1688 frei gelegt. Auch sie könnte auf eine Renovierung hinweisen.
Während dieser Renovierung könnte der Gedanke entstanden sein eine Empore einzubauen.
Fest steht, daß im Jahre 1697 die Empore, die heute die Orgel trägt, eingebaut
worden ist.
Anfang des 18. Jahrhunderts gaben sich die Nesenitzer nicht mehr mit Ihrer Kapelle zufrieden. Auch ihre
Glocken sollten unter „Dach und Fach“. So wurde im Jahre 1716 das überhängende
Dach bis an die Giebelwand abgeschnitten und der Fachwerkturm errichtet. Dabei
unterlief den Nesenitzern ein kleines „Mißgeschick“
nach kirchenbaulichen Gesichtspunkten. Sie bauten den Turm an die „falsche“
Seite, denn während der Turm normalerweise im Westen der Kirche steht, steht
er in Nesenitz im Osten. Dieses „Mißgeschick“ teilt
unsere Kirche mit noch 6 anderen Kirchen in der Altmark.
Wann die Fenster vergrößert und die heutige Tür eingesetzt
wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Fest steht dagegen, daß die Kirche im
Jahre 1890 das letzte Mal renoviert worden ist.
Da dies nun schon fast 100 Jahre her ist, wurde es
Zeit für eine neue Renovierung, die nun glücklich hinter uns liegt.
Nesenitz hatte vormals zwei Glocken,
Die kleine Glocke stammt aus der Zeit um 1500. Genau kann dies nicht mehr datiert
werden. Sie ruft uns mit eherner Stimme noch heute zu: „Vergeßt nicht das 1.
Und 3. Gebot“. Sie wiegt 60 kg.
Die große Glocke wurde 1513 gegossen. Auf ihr stand
die Inschrift: „Katharina will ick heeten, Heinrich Mente in Braunschweig
tät mich geeten 1513“. Sie wurde 1860 abgenommen,
nach Osterburg gebracht und dort umgegossen. Warum dies geschah, wissen wir
nicht. Möglicherweise war sie gesprungen. Diese umgegossene Glocke sollte 1917
abgeliefert werden, um als Rohstoff für Kanonen zu dienen. Damals sagten die
Alten: „Wenn se sich am Heiligtum vergriepen, dann
hämse den Krieg verspölt“.
Wie recht sie hatten wird auch in dem Schicksal dieser Glocke deutlich. Sie
wurde zwar vom Turm abgenommen, aber es kam nicht mehr zum Abtransport. Sie
war beim Abnehmen zerbrochen und die Trümmer lagen noch jahrelang bei der Kirche,
bis sie weggeschafft wurden.
Möglicherweise bildeten die Trümmer dieser umgegossenen
Glocke das Material einer 1924 neu angeschafften, großen Glocke. Sie trug die
Inschrift: „1917-1924 Katharina Ein feste
Burg ist unser Gott“. Sie wog 105 kg. Aber die Nesenitzer
konnten sich nicht allzulange an ihrem Klang erfreuen.
Im zweiten Weltkrieg mußte sie abgeliefert werden. Auch wenn sie zu Kanonen
umgegossen wurde, traf auch diesmal wieder das Wort der Alten von 1917 zu. Das
Jahr der Abgabe konnte nicht festgestellt werden.
Der Dienst der beiden Glocken von Nesenitz war folgendermaßen geregelt: Beide Glocken werden
gemeinsam geläutet. Die Ausnahme von dieser Regelwaren: 1. Zu Beginn einer Beerdigung
wurde nur die große Glocke geläutet.
2. Ebenso zeigte nur die große Glocke durch dreimaliges Anschlagen beim Zuläuten
den Beginn des Gottesdienstes an.
Heute muß nun die kleine Glocke, die ja auch die älteste
von allen ist, den gesamten Dienst allein tun.
In den schmalen Seitenfeldern links oben Katharina,
unten Anna selbdritt, in der Linken die Maria, in der Rechten das Christkind.
Rechts oben Margaretha, den Drachen links zu ihren Füßen. Unten Nikolaus im
Bischofsgewand, die drei Kugeln in der Rechten.
In den Flügeln, welche ebenfalls quergeteilt sind,
die 12 Apostel, je 3 in einem Feld.
Ornament: Über jeder Figur ein mit Fischblasenmustern
gefüllter Spitzbogen. Über dem Mittelfelde drei Bögen, davon der mittlere am
breitesten. Tiefe hart geknickte Falten, zu große Köpfe, die dicht auf dem Rumpf
sitzen.“