Die Feldsteinkirche von Püggen

(Zur großen Bildergalerie am unteren Seitenende)

Von Paul Meitz, Binde im Oktober 1996
(zur Vergrößerung die Bilder bitte anklicken)

Ein Taufbaum aus Eichenholz schmückt die Püggener Kirche / Ziegelanbau an Feldsteinwehrkirche blieb bis heute ungenutzt

Glocke wurde nie in den Westgiebel umgehängt


Püggen. Wie ein Fremdkörper erhebt sich der aus Ziegelsteinen errichtete Westgiebel, mit seinen Zinnen über die ehrwürdige Püggener Feldsteinkirche. Erst im Jahre 1844 wurde er fertiggestellt. Sein turmartiger Aufatz sollte die Glocke tragen, die seit 1648 an der Außenseite der Ostwand hängt. Warum es aber nicht dazu kam, weiß selbst der Kirchenälteste Gustav Tiedge, der im allgemeinen keine Antwort schuldig bleibt, nicht zu sagen.
Schlicht aber sehenswert präsentiert sich dem heutigen Besucher der Innenraum dieser einstigen Wehrkirche. Eichenholz ist der vorherschende Baustoff. Das Gestühl, datiert in das Jahr 1693, ist daraus gefertigt. Die Namen der Stifter, unauslöschlich eingekerbt, sind noch gut zu erkennen.
Auch der Taufstein, oder beser gesagt der Taufbaum, besteht aus Eichenholz. Er wurde um das 17. Jahrhundert aus einem Stamm herausgearbeitet. Ob der unbekannte Stifter selbst der Holzhandwerker war und ihn deshalb aus dem ihn vertrauten Baustoff schuf, oder sich einfach nur für diesen Baustoff begeisterte, bleibt auch weiterhin im dunkeln. Wie die solide handwerkliche Arbeit beweist, sollte hiermit auch keine Sehenswürdigkeit sondern nur etwas Dauerhaftes geschaffen werden. Ein Taufbaum (Taufstein) aus einem Eichenstamm ist aber da bisher einmalig, eine Rarität.
Nachdenklich stimmt dagegen der ebenfalls aus einem Eichenstamm geschaffene Opferstock, auf den der Kirchenälteste Gustav Tiedge jeden Besucher aufmerksam macht. Es geht dabei aber keineswegs um den diskreten Hinweis auf eine Spende, sondern um das alte Vorhängeschloß. Ein schon in frühester Zeit verschlossener Opferstock. Sollte die heute so gelobte gute alte Zeit doch nicht so gut gewesen sein ? Der unerlaubte Griff nach den Spendengeldern ist keine Erscheinung unserer Zeit, sondern schon so alt wie die Spende selbst. So waren auch die Opferstöcke der Kirchen keineswegs vor Langfingern sicher. Da half es wenig, wenn der Pastor von der Kanzel die Kirchenschänder anprangerte. Sie hörten es ja nicht, da sie der Predigt fern blieben.
Die beiden spätgotischen Schnitzfiguren, Maria und die heilige Dorothea, sind natürlich nicht aus Eichen- sondern Lindenenholz gefertigt. Ihr Alter wie auch der Name des Künstlers sind unekannt. Sie stehen in einem Heiligenkasten, dessen Flügel erst 1690, bei ihrer Renovierung, mit je einer Heiligenfigur bemalt wurde.


An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.

Kirchenführungen bitte anmelden bei:


Diese Seiten wurden von mir im Juni 2008 erstellt. Soweit der Text nicht von mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten Autoren, Vereine und Institutionen. Andreas Schwieger, Apenburg

Hier geht es weiter zum Rundgang um die Kirche , hier sehen Sie Baudetails

Zurück zur Zentralseite