Die Feldsteinkirche von Pretzier

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Von Paul Meitz, Binde im April 2000
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Pretzierer Gotteshaus vereint mehrere Baustile / Blumengebinde ersetzen kirchliche Motive


Petrus, Fels der Kirche, Strahlt als Fensterbild


Pretzier.Der Zeitpunkt der Gründung Prissirs, wie die ersten Siedler das heutige Pretzier nannten, liegt im Dunkeln. Der Name, aus dem wendischen kommend und Weideland oder am Weideland bedeutend, weist aber auf eine sehr frühe Gründung hin. Urkundlich erwähnt wurde Pretzier erstmals am 13.Juni 1316. Dieses Datum trägt nämlich eine Urkunde mit der ein Salzwedeler Burgmann Namens Henning Crusemann dem Heilige-Geist-Kloster im Perver einen Hof in Pretzier überlässt. Im Jahre 1359 kommt Pretzier zum Kloster Dambecke. Zu diesem Zeitpunkt dürfte im Ort bereits eine Kirche vorhanden gewesen sein. Ihr Aussehen ist aber unbekannt.
Die heutige Kirche, die mehrere Baustile in sich vereint, wurde nach umpfangreichen Renovierungen in der heutigen Form erst 1999 fertiggestellt. Durch die wie ein Kreuzarm angebaute Winterkirche erinnert sie in ihrem Aussehen an eine Basilika. Ein Blickfang ist sicherlich der wie ein kleines Fachwerkhaus gestaltete Turmaufsatz mir seinen Zifferblättern und Schallfenstern.
Ältere Einwohner Pretziers erinnern sich noch daran, dass die Turmuhr nach dem letzten Weltkrieg für Jahrzehnte verstummt war. Der Grund: Die Glocke wurde im II.Weltkrieg abgeliefert und eingeschmolzen. Doch selbst als die Kirchengemeinde Anfang der sechziger Jahre eine neue Glocke erwarb, blieb die Kirchturmuhr stumm. Erst seit dem Einsetzen eines neuen Mechanismus im Jahre 1991 schlägt sie wieder.
Dank der Spende von mehreren Kilogramm Kupfernägeln einer Kirchengemeinde im Raum Oldenburg, konnte das Turmdach 1956 mit Schieferplatten eingedeckt werden. Leider reichten die Kupfernägel nicht für das ganze Dach. So wurde der Rest der Schieferplatten mit Schwarzkopfnägeln befestigt, die aber nicht lange Sturm und Regen standhielten. Schon im Jahre 1985 war das gesamte Turmdach abermals zerstört.
Im Innern der Kirche überspannt eine mit Blumen und Rankenmustern versehene Tonnendecke das Kirchenschiff. Auch in den Füllungen der Empore sind, im Gegensatz zu anderen Kirchen, keine biblischen Motive, sondern Blumengebinde dargestellt. Die gewölbte Decke der Apsis ist als Himmel gestaltet, aus dem der Heilige Geist in Gestalt einer Taube kommt. Unter der Glasmalerei in den Apsisfenstern befindet sich auch ein recht seltenes Motiv. Neben den üblichen Evangelisten entdeckt man in einem der Fenster Petrus mit dem symbolischen Schlüssel. Bekanntlich bekam dieser Jünger ja eine einzigartige Aufgabe von Jesus übertragen. Er sollte das Felsfundament sein, auf dem die neue gegründete Christenheit ausruhen sollte. Du sollst die Schafe und Lämmer weiden, und der Brüder Stütze sein", lautete in der damals blumenreichen Sprache die Formel seines Auftrages.


An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.

Kirchenführungen bitte anmelden bei: Gerda Schulz - 039037-304 , Pastorin: Henriette Schulz, Dorfstr. 16, 29416 Groß Chüden, Tel: 03901-471159


Diese Seiten wurden von mir im Juni 2008 erstellt. Soweit der Text nicht von mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten Autoren, Vereine und Institutionen. Andreas Schwieger, Apenburg

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