Pretzierer Gotteshaus vereint mehrere Baustile / Blumengebinde ersetzen kirchliche
Motive
Pretzier.Der Zeitpunkt der Gründung Prissirs, wie die ersten Siedler das
heutige Pretzier nannten, liegt im Dunkeln. Der Name, aus dem wendischen kommend
und Weideland oder am Weideland bedeutend, weist aber auf eine sehr frühe
Gründung hin. Urkundlich erwähnt wurde Pretzier erstmals am 13.Juni
1316. Dieses Datum trägt nämlich eine Urkunde mit der ein Salzwedeler
Burgmann Namens Henning Crusemann dem Heilige-Geist-Kloster im Perver einen
Hof in Pretzier überlässt. Im Jahre 1359 kommt Pretzier zum Kloster
Dambecke. Zu diesem Zeitpunkt dürfte im Ort bereits eine Kirche vorhanden
gewesen sein. Ihr Aussehen ist aber unbekannt.
Die heutige Kirche, die mehrere Baustile in sich vereint, wurde nach umpfangreichen
Renovierungen in der heutigen Form erst 1999 fertiggestellt. Durch die wie ein
Kreuzarm angebaute Winterkirche erinnert sie in ihrem Aussehen an eine Basilika.
Ein Blickfang ist sicherlich der wie ein kleines Fachwerkhaus gestaltete Turmaufsatz
mir seinen Zifferblättern und Schallfenstern.
Ältere Einwohner Pretziers erinnern sich noch daran, dass die Turmuhr nach
dem letzten Weltkrieg für Jahrzehnte verstummt war. Der Grund: Die Glocke
wurde im II.Weltkrieg abgeliefert und eingeschmolzen. Doch selbst als die Kirchengemeinde
Anfang der sechziger Jahre eine neue Glocke erwarb, blieb die Kirchturmuhr stumm.
Erst seit dem Einsetzen eines neuen Mechanismus im Jahre 1991 schlägt sie
wieder.
Dank der Spende von mehreren Kilogramm Kupfernägeln einer Kirchengemeinde
im Raum Oldenburg, konnte das Turmdach 1956 mit Schieferplatten eingedeckt werden.
Leider reichten die Kupfernägel nicht für das ganze Dach. So wurde
der Rest der Schieferplatten mit Schwarzkopfnägeln befestigt, die aber
nicht lange Sturm und Regen standhielten. Schon im Jahre 1985 war das gesamte
Turmdach abermals zerstört.
Im Innern der Kirche überspannt eine mit Blumen und Rankenmustern versehene
Tonnendecke das Kirchenschiff. Auch in den Füllungen der Empore sind, im
Gegensatz zu anderen Kirchen, keine biblischen Motive, sondern Blumengebinde
dargestellt. Die gewölbte Decke der Apsis ist als Himmel gestaltet, aus
dem der Heilige Geist in Gestalt einer Taube kommt. Unter der Glasmalerei in
den Apsisfenstern befindet sich auch ein recht seltenes Motiv. Neben den üblichen
Evangelisten entdeckt man in einem der Fenster Petrus mit dem symbolischen Schlüssel.
Bekanntlich bekam dieser Jünger ja eine einzigartige Aufgabe von Jesus
übertragen. Er sollte das Felsfundament sein, auf dem die neue gegründete
Christenheit ausruhen sollte. Du sollst die Schafe und Lämmer weiden, und
der Brüder Stütze sein", lautete in der damals blumenreichen
Sprache die Formel seines Auftrages.