Die Feldsteinkirche von Rockenthin

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Von Paul Meitz, Binde im Mai 1998
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Hundert Jahre wartete das Rockenthiner Kirchenschiff auf den Wehrturm/Schnitzfiguren im Schrein

Anbetung der Könige weist auf besonderen Stil hin


Rockenthin. Schutzsuchend lehnt sich das Schiff der Rockentiner Feldsteinkirche an den mächtigen Wehrturm, der in seiner trutzigen Gestalt auch heute noch von seiner Wehrhaftigkeit zeugt. Erst in der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde er vor das schon Anfang des 13. Jahrhunderts erbaute Kirchenschiff gesetzt. Ob die Räuberbanden, unter denen in dieer Zeit besonders die Städte der Altmark litten, der Grund für den Turmbau war, ist nicht überliefert.
Im 18. Jahrhundert wurde das Äußere der Feldsteinkirche abermals verändert. Die kleinen Wehrfenster wurden durch größere ersetzt. Das rechteckige Kirchenschiff bekam einen korbbogigen Abschluß und der Wehrturm sein heute noch vorhandenes Walmdacht.
Auch das Kircheninnere blieb von diesen Veränderungen nicht verschont. Seine Ausmalung wurde durch den Umbau stark beschädigt, und es verwitterte durch den starken Lichteinfall zusehends. Heute erinnern nur noch Spuren an diese frühere Ausmalung.
Ob der Anfang des 16. Jahrhunderts entstandene Flügelaltar auch schon im 18. Jahrhundert verändert wurde, ist nicht mehr feststellbar. Der heutige schlichte Altartisch mit seiner hölzernen Frontverkleidung ist nämlich sogar jüngeren Datums. Aus dem 16. Jahrhundert stammt aber noch der Schrein mit seinen vier Schnitzfiguren und die Flügel des Altaraufsatzes. Die gemalten Flügelinnenseiten, die als Thema die Verkündigung haben, sind dagegen jüngeren Datums. Eine genaue zeitliche Zuordnung ist noch nicht erfolgt. Die vier Schnitzfiguren im Schrein, die eine Anbetung der Könige darstellen, sind nicht nur von sehr guter Qualität, sondern weisen mit ihren manierten Gewändern auch auf eine besondere Stilepoche hin.
Zwischen Renaissance und Barock war die Zeit des Manierismus. Ein Stilbegriff der europäischen Kunst mit antikklassischer Tendenz.
Es war aber auch die Zeit des Abklingens der Madonnendarstellungen in den Schnitzaltären, deren Vorformen bis in das zweite Jahrhundert zurückreichen. Im 15. Jahrhundert beginnend, tauchten jetzt immer häufiger auch andere Motive auf. Die Anfang des 16. Jahrhunderts entstandene Darstellung der anbetenden Könige im Rockenthiner Schnitzaltar, gehört dazu.
Für die Stilepoche typisch ist dabei die Darstellung der Maria. Sie geht auf die im 12. Jahrhundert entstandenen Szenenbilder des Marienlebens zurück. Die thronende Maria mit dem Kind auf dem Schoß wird darin als Nikopoia bezeichnet.


An dieser Stelle möchte ich alle Besucher dieser Seiten ansprechen, die wie ich in unserer Kirche ein einzigartiges Architekturdenkmal sehen. Dieses schöne Bauwerk, welches mit einer enormen Bauleistung durch unsere Vorfahren geschaffen wurde, sollte unbedingt auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Viele Feldsteinkirchen der Altmark befinden sich in akuter Baunot. Damit diese Bauwerke eine Zukunft haben, sollte man sie nicht ausschließlich mit Glauben und Religion in Verbindung bringen.
Dieses Denkmal steckt voller Geschichte und bereichert so auf besondere Weise unser Dorfleben. Die Einbeziehung in Geschichtsvorträgen und Führungen, wie es ja schon in den Großstädten praktiziert wird, würde es noch stärker in das kulturelle Leben aller Bürger rücken lassen.

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Diese Seiten wurden von mir im Juni 2008 erstellt. Soweit der Text nicht von mir stammt, erfolgt der Abdruck mit ausdrücklicher Genehmigung der genannten Autoren, Vereine und Institutionen. Andreas Schwieger, Apenburg

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