Hohenlangbecker Wehrkirche überrascht mit farbenfroher Holzdecke, zahlreiche
Fresken und einem rätselhaften Schloß
Hohenlangenbeck. Umrahmt von alten Bäumen ist die aus dem 12. Jahrhundert
stammende Feldsteinkirche auch heute noch der Mittelpunkt des Ortes. Doch ihre
Bedeutung für das kulturelle Leben, das sie über Jahrhunderte bestimmte,
hat auch sie längst eingebüßt. Aus früheren Zeiten stammen
deshalb die Geschichten über Schlägereien um die Kirchensitze. Es
ging dabei aber weniger um das fehlende Sitzplatzangebot, sondern in erster
Linie um die Sitzordnung. Wieviel aber an der Legende wahr ist, daß die
Platzvergabe sogar mit des Teufels Gebetsbuch, den Spielkarten, im Dorfkrug
ermittelt wurde, ist heute nicht mehr zu klären.
Betritt man die Kirche, so fallen sofort die in großen Buchstaben in die
Bankreihen eingeschnitzten Namen auf. Mit dem Gestühl sind sie im Jahre
1697 entstanden. Der Streit um die Plätze sollte damit für alle Zeiten
beendet werden. "Doch der Mensch denkt, aber das Schicksal lenkt",
sagt schon ein altes Sprichwort. Wie der Kirchenälteste Erhard Hartwig
bestätigt, trifft dieses ganz besonders auf die Bauerngeschlechter von
Hohenlangenbeck zu. Die einst von ihnen für alle Zeiten festgelegte Sitzordnung
brauchen sie nicht mehr. Nicht eine einzige zu den eingeschnitzten Namen gehörende
Familie ist heute noch im Ort ansässig, sagt Hartwig. Der ebenfalls im
Jahre 1697 gefertigte Kanzelaltar nimmt fast den ganzen Raum der Apsis ein.
Dadurch verdeckt er einen Teil der Fresken, die bis zum Jahr 1962 unter einer
konservierenden Kalkschicht verborgen waren. Bilder aus dem Leben Jesu, den
Teufel mit seinen Höllengestalten, Sankt Georg im Kampf mit dem Drachen
und vieles mehr kann man darunter entdecken.
Sehenswert ist auch das kunstvoll aus Holz gefertigte Taufbecken. Ein Sechseck
aus Säulen und Ornamenten, mit einer Blüte als Abdeckung.
Über die in schlichtem Grau bis naturfarben gehaltenen Innenausstattungen
spannt sich eine farbenfrohe Holzdecke. In kräftigen Farben, wie sie sonst
nur aus alten Bauernmalereien bekannt sind, reihen sich Blüten, Sterne
und Ranken aneinander. Eine bunte Blumenwiese über Kirchengestühl
und Kanzel. Naturverbundener läßt sich der christliche Glaube sicher
nicht ausdrücken.
Wenn der Kircheälteste Erhard Hartwig die Kirche verläßt und
den Schlüssel in das Schloß steckt, soll jeder Besucher genau hinsehen.
Statt der üblichen Rechtsdrehung dreht er nämlich den Schlüssel
nach links, um die Tür zu verschließen. Sollte sich der Schmied,
der vor Jahrhunderten dieses Schloß schuf, geirrt haben, oder hat er bewußt
diese Sperre eingebaut ? Die Antwort ist nicht ganz einfach. Sie soll hier aber
nicht verraten werden. Bei genauem Hinsehen wird sie aber jeder Besucher schnell
selbst herausfinden.